Zum Sommerferienstart öffnete auch 2018 wieder das Abenteuerland am Heuchelhof. Heiß ersehnt und mindestens genauso wichtig wie die Ferien überhaupt, wurde der Start des integrativen Ferienprojekts von den Kindern erwartet. Inzwischen zum 23. Mal begeisterte das Projekt über 250 Kinder aus verschiedenen Stadtteilen Würzburgs. Unter der Leitung des Vereins Abenteuerland, der Stadt Würzburg und mithilfe von vielen Förderern und Sponsoren hatte das Abenteuerland wieder einiges zu bieten!

„Wer noch nie hier oben gewesen ist, kann das alles ganz schwer verstehen“, so die Worte von Christine Blum-Köhler Diplom-Sozialpädagogin im Sozialreferat der Stadt Würzburg und Vorsitzende des Fördervereins. „Jahr für Jahr kommen Kinder, teilweise zum dritten, vierten oder fünften Mal ins Abenteuerland – gemischt mit genau so vielen neuen Kids. Egal ob vom Heuchelhof, aus der Zellerau oder einem anderen Stadtteil – hier „oben“ ist das alles total unwichtig.“

Mit hier „oben“ ist das kleine Land gemeint, welches immer für die ersten drei Sommerferienwochen ein riesen Programm für alle Kinder bereithält. Das Team, bestehend aus knapp 50 Personen umfasst das Leitungs-Team, die BürgermeisterInnen, TeamerInnen und KleinteamerInnen.

Das Besondere bei Team und Kids im Abenteuerland?

Die Stimmung! Jede „Zeltstadt“, eingeteilt nach dem Alter der Kinder, wird durch das Abenteuerland von fünf TeamerInnen und einem Bürgermeister begleitet. Unterstützt werden alle Teams von einem oder zwei KleinteamerInnen. Das Motto dieses Jahr war eine Unterwasserwelt, die jede kleine Stadt mit eigenen Geschichten durch die drei Wochen führte. So weit nichts Neues? „Das stimmt schon“, so Christine Blum-Köhler mit einem Augenzwinkern, „was aber durchaus jedes Jahr neu ist, ist die Vielfalt der Kinder und auch der TeamerInnen“. Seit 2016 reisen insgesamt sieben Zeltstädte ins ATL ein und bringen jedes Jahr einen bunten Mix mit. Die Zusammenstellung von Kindern mit Fluchthintergrund, Würzburger Stadtkindern aller sozialen Herkunftsfamilien und dem Team drumherum ist schlichtweg einzigartig. Dass hier alle gesellschaftlichen Hürden aufgebrochen werden, lässt sich ganz einfach belegen. Wird ein Kind im Abenteuerland gefragt, wo es herkommt ist die Antwort ganz klar: „Ich komm aus Blau. Aus welcher Zeltstadt bist du?“

Diese Vielfalt im Team konnten am Besten neue Teamerinnen und Teamer beschreiben, welche selbst einen Fluchthintergrund haben. Elaaf ‚aus Rot‘ und Mohammad ‚aus Grau‘ beeindruckt am meisten, dass Unterschiede im Abenteuerland überhaupt keine Rolle spielen. „Die Kinder haben mich natürlich gefragt, wo kommst du her oder warum sprichst du nicht so gut Deutsch. Aber ganz einfach weil es sie interessiert und nicht weil es sie gestört hat!“. Diese Art und Weise, wie Kinder nachfragen löste bei Elaaf ein sehr schönes Gefühl aus: „Vorher hatte ich natürlich ein bisschen Angst hier nicht anzukommen oder nicht verstanden zu werden. Die Kids sind aber so offen und herzlich, dass sie einen sofort annehmen. Natürlich ist das super Team im Abenteuerland da auch sehr wichtig.“ In der Zusammenarbeit soll jeder seinen Platz finden, damit die drei Wochen für alle glücklich laufen!

Mohammad kannte die Arbeit schon ein bisschen aus dem Pfingstferienprojekt und trotzdem war das Abenteuerland für ihn nochmal eine große Aufgabe. „Mehr Kinder, mehr TeamerInnen, mehr Verantwortung und viele Aufgaben“, so Mohammad, „haben mir schon ein bisschen Angst gemacht.“ Schnell waren diese Befürchtungen abgewendet. „Das ist einfach ein richtig gutes Team“, sagt er strahlend. Für Mohammad war nicht nur wichtig, dass er verstanden wird: „Die Leute hier müssen doch wissen, was meine Geschichte ist!“, sagt er. Die Teamarbeit im ATL hat ihm die Möglichkeit gegeben sich völlig ohne Angst einer anderen Kultur mitzuteilen. Er erzählt aus seinen Alltagserfahrungen, dass „viele andere Flüchtlinge oft lieber nichts oder einfach ‚ja‘ sagen, obwohl sie es nicht verstanden haben. Das soll nicht böse sein, die Angst davor zu Fragen oder Fehler zu machen ist einfach sehr groß. Im Abenteuerland gibt es diese Angst nicht!“

Bei Elaaf konnte der Geist des Abenteuerlands, eben diese ganz besondere Stimmung für Klarheit sorgen, was die Zukunftsplanung angeht. Sie möchte eine Ausbildung in einem Kindergarten machen. Mohammad möchte auch weiter mit dem Verein Abenteuerland e.V. zusammenarbeiten. Auch wenn schon ein Ausbildungsplatz in Aussicht steht, stellt er sich nur die Frage, wie er nächstes Jahr wieder Zeit für das Abenteuerland findet. „Ich habe hier nicht nur Freunde sondern endlich wieder eine Familie gefunden“ sagt er mit ein bisschen feuchten Augen!

Mit nun mehr 23 Jahren Abenteuerland zeigt sich wieder, dass das Projekt viel mehr ist als nur eine „Ferienfreizeit“. Teamerin Kathy war schon Kind im ATL, machte die KleinteamerInnen-Ausbildung, war selbst Kleinteamerin und ist 2018 im Großteam angekommen. „Der Weg war nicht leicht und jedes Jahr kam mehr Verantwortung dazu“, sagt sie, „aber es ist unglaublich schön dieses Stück Kindheit weiterzugeben!“
Als Abschluss wird jedes Jahr im Abenteuerland ein Fest gefeiert. Kids verabschieden sich von TeamerInnen, die Eltern sind dabei und jedem fällt der Abschied emotional sehr schwer. Egal ob bei Kindern oder Teamern –  da hilft nur der Ausblick auf das nächste Jahr und die Vorfreude auf das Abenteuerland 2019!

Text: Felix Maier