Main Post Würzburg — Lena Berger— 21. August 2015 / Fotos: Patty Varasano

Für drei Wochen in eine eigene Welt abtauchen – das konnten in den vergangenen Wochen wieder 240 Kinder im Abenteuerland am Heuchelhof. Unter der Leitung von Sozialpädagogin Christine Blum-Köhler und einigen Betreuern, die hier als Teamer bezeichnet werden, spielten die Kinder seit dem 3. August von 8 bis 17 Uhr.Viele dieser Teamer waren früher selbst schon als Kind dabei. Während die jungen, sogenannten Klein-Teamer erstmals selbst eine Betreuungsfunktion übernehmen, haben die älteren Groß-Teamer bereits mehr Verantwortung. Im Abenteuerland, das vom Förderverein Abenteuerland in Kooperation mit der Stadt Würzburg und dem BRK Kreisverband Würzburg und Hilfe von Sponsoren veranstaltet wird, sind die Kinder in sechs Zeltstädte aufgeteilt, in denen altersspezifische Geschichten erzählt werden. Alle Zeltstädte stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Heimat der Phantasie“.In diesem Jahr durften erstmals bereits fünfjährige Kinder teilnehmen. Eine weitere Neuerung ist eine Auzubildendengruppe mit 15-Jährigen, die sich auf die Rolle des Klein-Teamers vorbereiten. Sie waren in den vergangenen Jahren alle schon regelmäßig hier und sind mit dem Abenteuerland groß geworden. Zu diesen Stammgästen gehört auch die 18-Jährige Asnaketch, die bereits seit ihrem siebten Lebensjahr im Abenteuerland dabei ist. Sie war schon zweimal Klein-Teamerin, in diesem Jahr ist sie zum zweiten Mal Groß-Teamerin.„Das Besondere ist, dass man merkt, dass die Hautfarbe und Markenklamotten ganz egal sind und alle zusammen Spaß haben“, erzählt sie über das Abenteuerland. Auch der 27-Jährige Teamer Jan Münkenwarf bestätigt das: „Auf dem Platz sieht man im Regelfall die Unterschiede nicht“. Blum-Köhler zufolge spielen hier Kinder zusammen, die sonst wohl nichts miteinander zu tun hätten. Auch einige Flüchtlingskinder sind dabei. Sie lernen
die Kinder und die Sprache hier schnell kennen und machen große Fortschritte. Die Sozialpädagogin bezeichnet das als gelebte Form der Integration. „Wichtig ist uns, dass die Kinder in den drei Wochen zusammenwachsen“, betont sie. In den drei Wochen entstehe ein „ganz starker Zusammenhalt“ und sowohl Teamer als auch Kinder wachsen, Blum-Köhler zufolge, zu einer großen Familie zusammen..    Den Kindern wird während den drei Wochen ein abwechslungsreiches Programm geboten. Am Nachmittag finden tägliche Workshops statt, die sich die Kinder jede Woche neu aussuchen dürfen. 15 bis 16 verschiedene Workshops stehen ihnen zur Auswahl, darunter ein Sport-, Musik- und Tanzworkshop, sowie Workshops in den Bereichen Zirkus und Theater. Es ist Donnerstag, kurz vor 15 Uhr. Alle Kinder sitzen zusammen im großen, bunten Zelt. Der Reihe nach tragen die Kinder vor, was sie in den vergangenen Tagen gelernt haben. Bewertet werden sie von einer vierköpfigen Jury, die aus Klein-Teamern besteht. Von Müdigkeit ist hier nichts zu spüren, obwohl die Kinder ein großes Übernachtungsfest hinter sich haben. Bei diesem wartete Mittwochabend beispielsweise ein Jahrmarkt mit Buden, Lagerfeuer, einer Saftbar und einer Wahrsagerin auf die Kinder, zudem wurde das Zirkuszelt zu einer Disco verwandelt.Neu in diesem Jahr ist ein farbiger Kindertoilettenwagen, der durch das Engagement der Mitarbeiter des Fördervereins Abenteuerland und mit Unterstützung von Sponsoren entstanden ist. Auf dem Wagen leuchten Koralle und Fische auf der meerblauen Eingangswand. Den Eingangsbereich mit zwei Waschbecken erreichen die Kinder über eine Treppe aus Paletten. Das Innere des Toilettenwagens steht unter dem Motto „U-Boot“ und empfängt die Kinder mit blauen Toilettenkabinen und kindgerechten Klos. Ein Fußboden mit Sandoptik rundet die Atmosphäre ab. Die Macher bezeichnen den Wagen als „Ersten Kindertoilettenwagen Deutschlands“. Die Kinder sind davon ganz begeistert. So auch der zehnjährige Niels: „Wenn man abends schaut, ist es wirklich sauber“, freut er sich. Früher sei das nicht immer so gewesen. Niels ist in das gelbe Zelt eingeteilt. Jedes der altersspezifischen Zelte hat eine eigene Farbe. Lukas ist schon im grauen Zelt. Der zwölfjährige war schon öfters hier, besonders gut gefallen haben ihm die Workshops und dass man neue Freunde kennenlernt. „Wir spielen hauptsächlich Fußball oder Karten“ erzählt er. Ihm habe es hier immer gut gefallen. Nur auf dem Bolzplatz waren sie dieses Jahr wegen der Hitze nicht so oft, sagt er. Auch den Teamern gefällt es gut. Es sind größtenteils Studenten, ihre Studienfächer sind völlig unterschiedlich. Jan Münkenwarf beispielsweise studierte Rechtswissenschaften und ist jetzt Reha-Manager. Auf das Abenteuerland ist er durch seine Freundin aufmerksam geworden, die hier auch Teamerin ist. Es macht ihnen aber nicht nur Spaß, sondern sie sammeln auch wertvolle Praxiserfahrung. Die Teamer können im Abenteuerland Leitungsrollen übernehmen. Diese Erfahrung kann ihnen später auch im Beruf hilfreich sein.

„Den Kindern gefällt es hier unglaublich gut“, fasst Luka Klindworth, einer der Teamer, zusammen.